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Travelblog Tomatensosse

Sonntag, 1. Januar 2012

The Story of Sam "Tomatensosse" Richmond

auto_tomatensosse
„Nach Dänemark? Im Winter?“ fragte Sam Richmond erstaunt, während er sich verwirrt durch seinen wild wuchernden, dunklen Bart fuhr.

Sicher, er hatte seiner langjährigen Freundin Victoria versprochen, an der Waldritter-Benefiz-Rally teilzunehmen, aber bisher war er immer davon ausgegangen, dass es sich dabei um ein einzelnes Rennen handelte und nicht, wie er jetzt erfuhr, um eine kleine Weltreise.

„Sieh mal, Vicky...“ begann er, doch seine Freundin unterbrach ihn: „Komm mir jetzt bitte nicht mit: Ich wusste ja nicht... Ich würde ja sonst alles für dich tun... oder: Ich habe auch noch andere Dinge zu tun! Deine Boote werden wohl auch eine Weile ohne dich auskommen und um deinen Lebensunterhalt brauchst du dir ja nun wirklich keine Sorgen zu machen.“ Sie funkelte ihn an.

Verdammt! Sie hatte ihn durchschaut. Gerade noch hatte er sich mit einer seiner geübten Entschuldigungen aus der Sache raus reden wollen, doch Victoria hatte recht: Es gab keinen wirklichen Grund, sich aus der Affäre zu ziehen.

Immerhin war Sam Richmond in der glücklichen Lage, sich um Geld keine Sorgen zu machen. Sein Vater hatte mit einer gut laufenden Firma für Luxusyachten Millionen verdient und da er keine Geschwister hatte, profitierte Sam nun vom Wohlstand seiner Familie. Obwohl er schon Mitte Dreißig war, hatte er jedoch mit dem Unternehmen seines Vaters nur indirekt zu tun: Er fuhr Speedbootrennen mit eigens dafür angefertigten Sondermodellen aus der Werkstatt seines Vaters. Und die Saison, das wusste Victoria leider nur zu gut, begann erst im Sommer.

Sam musterte sie. Sie sah gut aus in dem blauen Kostüm, den lockigen rotbraunen Haaren und den dunklen Augen, mit denen sie ihn anfunkelte. Sie bemerkte seinen musternden Blick und maulte: „Also was jetzt?“ Sam wurde rot. Eine Schwäche, die er trotz all seiner Erfahrung im Umgang mit den gehobenen Kreisen der Gesellschaft niemals anlegen konnte. Starke Frauen machten ihn irgendwie immer noch etwas nervös. Nicht, dass er sich für sein Äußeres schämen bräuchte – er war ein hochgewachsener, sportlicher Mann mit dunklem Teint. Auch die ersten grauen Haare an den Schläfen und im Bart hatten seiner attraktiven Erscheinung keinen Abbruch getan. Dennoch schafften es Frauen immer wieder, ihn verlegen zu machen, was man an Sams Wechsel der Gesichtsfarbe leider auch auch überdeutlich erkennen konnte. Seine Freunde hatten ihm deshalb den Spitznamen „Tomatensosse“ verpasst.

Sam grinste verlegen: „Also gut. Du hast gewonnen. Vor allem...“ er blickte unsicher zu Boden „weil ich dir wirklich keinen Wunsch abschlagen kann.“ Victoria lächelte vielsagend. „Ich weiß! Aber abgesehen davon bist du auch genau der Richtige für die Tour.“ Sie machte eine einladende Geste. „Komm mit, ich zeige dir deinen Wagen! Ich weiß, du wirst ihn lieben.“

Sie drehte sich um, ging einige Meter zu einem alten Holzschuppen und öffnete die großen Tore.



Sam folgte ihr, betrat den Schuppen und staunte nicht schlecht: „Ein alter VW Käfer!“ Er schmunzelte. „Allerdings etwas anders, als ihn ihn in Erinnerung hatte.“ Victoria strich mit der Hand über das mit Tarnfarbe überzogene Metall des Wagens. „Ein Ingenieur deines Vaters mit einer Vorliebe für Oldtimer war so freundlich, mir zu helfen, dir einen angemessenen Untersatz zu konstruieren. Leistungsstarker V8 Motor, 6-Gang Getriebe, Allrad, Geländebereifung und die entsprechenden Änderungen an Federung und Chassis. Was sagst du?“

Sam staunte nicht schlecht. „Wie immer hast du an alles gedacht! Mit diesem Baby brauchen wir uns zumindest nicht an die konventionellen Routen zu halten.“ Er öffnete die Fahrertür und schwang sich mit einer gewohnten Bewegung hinters Lenkrad. Der Schlüssel steckte. Er trat die Kupplung, drehte den Schlüssel und ließ den Motor sanft aufheulen. „Schnurrt wie eine Katze.“ bemerkte er anerkennend und bemerkte dabei, wie er sich innerlich darauf freute, mit diesem technisch perfekt ausgestatteten Rennautochen durch Europa zu cruisen. „Hat es bereits einen Namen?“ Victoria steckte ihren Kopf durch die Tür, so dass ihr Haar seine Wange streifte. Wieder wurde er rot. Mit einem schelmisches Lächeln sagte sie: „Wie wär's mit Victoria?“

Sanft strich er mit der Hand über das Steuer und vermied dabei, sie anzusehen. Er blickte auf das offene Feld vor dem Schuppen, dachte an die Strecke die vor ihm lag und sagte dann leise: „Victoria...“ Er dachte kurz an seine Konkurrenten, malte sich aus, wie sie mit aufgemotzten Straßenrennwagen ankommen würden und musste lächeln. Er würde das Rennen gewinnen – mit einem Auto, das äußerlich beinahe so alt war, wie er selbst. Mit Victoria – und für sie.

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